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Werke von Montaigne und Casanova:
Bedeutende Quellen zur Reiseforschung,
bis heute nicht oder zu wenig beachtet.
.

"Schon immer genoss man das Reisen"
Literaturverzeichnis "Reisen"
1. Michel de Montaignes Reisetagebuch (16. Jhdt.)
2. Reisen im Jahrhundert der Grand Tour ("Die Casanova Tour", 18. Jhdt.)

Michel de Montaigne
TAGEBUCH EINER REISE
Journal de Voyage
1580/81
durch Frankreich, die Schweiz, Süddeutschland und Italien.
Auszüge betreffend
Wagen, Fuhrmänner, Pferde, Post,
Straßen, Alpenpässe,
Wasserfahrzeuge, Schiffbrücken,
Schönheit der Natur,
Wanzen, Rom, das schönste Gebäude, Auskünfte
und über die Freude am Reisen.
Zusammengestellt und kommentiert
von Pablo Günther

Verwendete Bücher:
1. Journal de Voyage. Édition présentée, établie et annotée par Francois Rigolot. Paris: Presses Universitaires de France, 1992. (Auf diese Ausgabe beziehen sich die Seitenangaben.)
2. Tagebuch einer Reise durch Italien, die Schweiz und Deutschland in den Jahren 1580 und 1581. Herausgegeben und aus dem Französischen übertragen von Otto Flake. Frankfurt a.M.: Insel Verlag, 1988.

I. WAGEN.
(Seite 33. Vor Wangen:) Et fusmes contrains de louer une charrette (Karren)...; le charretier (Karrenführer) qui avait quatre chevaux se nourrissant de là.

(50. Steile Straße (chemin) von Seefeld hinab nach Zirl:) Die Breite ist noch etwas zu gering, um einen gewöhnlichen Karren (charrette) durchzulassen, was auch sonst in den Alpen oft vorkommt, so daß die Karrenführer (charretiers)...die gewöhnlichen Karren um mindestens einen Fuß schmäler machen müssen (retrecir les charrettes communes d'un pied pour le moins. Gemeint ist vielleicht die Radspur, da die Räder normalerweise den breitesten Teil der Wägen bilden).

(73. Bei Monselice, südl. Padua: Kreuzung zweier Kanäle, darüber eine Straßenbrücke:) Auf dem Kanal folgen sich ununterbrochen die Schiffe und auf der obersten Brücke die Kutschen (coches): drei Verkehrswege (routes) lagen so einer über dem anderen.

(91) ... und Rom schien ihm mehr reiche Leute, Kutschen (coches) und Pferde zu fassen als jede andere Stadt, die er jemals besucht hatte.

(94. In Rom:) M. d'Estissac et luy (Montaigne) se mirent dans le coche du dit Ambassadeur (um zum Papst zu fahren).

(117. In Rom:) Während der ganzen Fastenzeit ... sieht man überhaupt nichts anderes als Kutschen (coches), Prälaten und Damen.

(121/122. In Rom, um die Kurtisanen zu sehen:) Die gewöhnliche Beschäftigung der Römer besteht darin, auf den Straßen zu promenieren...ohne bestimmte Absicht. ... Zu Pferd sieht man besser, aber das tun nur entweder unansehnliche Leute wie ich oder junge Männer, die Dienstpferde (chevaux de service) zureiten. Personen von stand kommen nur in Kutschen (en coche) gefahren und die Leichtfertigsten unter ihnen haben, um besser in die Höhe sehen zu können, den oberen Teil der Kutsche halb offen wie ein Oberlicht (ont le dessus du coche entrouvert à claire voie). Das meinte der Prediger mit dem Astrolabium aus der Kutsche.

(131. Von Tivoli nach Rom:) ... et fis tout ce retour en coche sans aucun ennuy, contre ma coustume (Montaigne wurde schnell seekrank; nur reiten machte ihm nichts aus).

(134. Von Rom über Foligno nach Loreto:) In der Tat war diese Straße früher meistens in schlechtem Zustand, während sie heute sogar für Kutschen (coches) bis nach Loreto zugänglich ist.

(182. In Florenz:) Am Freitag sah ich die öffentliche Prozession an, der der Großherzog in einer Kutsche (cocchio) beiwohnte. Unter anderen Veranstaltungen erblickte man einen Theater-Wagen (un carro in faccione di teatro) ... Gegen 23 Uhr fand auf einem...Platz (Santa Maria Novella) ein Wagenrennen statt (il corso delli Cocchi)...

(212. In Rom:) Am 10. Oktober (1581) schickte der französische Gesandte nach dem Essen einen Bedienten, um mir sagen zu lassen, wenn ich wollte, nähme er mich in seiner Kutsche (nel suo cocchio) mit, um die Möbel des Kardinals Ursini zu besichtigen, die verkauft wurden. ... Donnerstag, den 12. Oktober, führte mich der Kardinal von Sans allein im Wagen (in cocchio) zur Kirche S. Giovanni e Paolo auf dem Monte Celio, deren Patron er ist.

(217. Reise von Lucca nach Mailand; in Sarzana:) Bei dieser Gelegenheit wurde viel von dem Aufwand des Herzogs von Ferrara gesprochen, der die Kaiserin in Padua mit vierhundertKarossen (carrozze) besuchte, nachdem er die Signoria von Venedig um die Erlaubnis gebeten hatte, ihr Gebiet mit sechshundert Pferden durchziehen zu dürfen: es war ihm geantwortet worden, es sei ihm mit einer bestimmten, etwas geringeren Zahl gestattet: er setzte darauf alle seine Leute in Karossen und brachte sie alle durch das venezianische Gebiet, verringerte aber die Zahl der Pferde.

(221. Die Kartause von Pavia:) Die Anlage ist sehr groß und erinnert nicht nur durch Größe und Zahl der verschiedensten Gebäude, sondern noch mehr durch die Menge der Leute, Diener, Pferde, Kutschen (cocchi), Handwerker und Arbeiter an den Hof eines sehr großen Fürsten.

werbung.

II. FUHRMÄNNER.
(Seite 33. Vor Wangen:) Et fusmes contrains de louer une charrette (Karren)...; le charretier (Karrenführer) qui avait quatre chevaux se nourrissant de là.

(50. Steile Straße (chemin) von Seefeld hinab nach Zirl:) Die Breite ist noch etwas zu gering, um einen gewöhnlichen Karren (charrette) durchzulassen, was auch sonst in den Alpen oft vorkommt, so daß die Karrenführer (charretiers)...die gewöhnlichen Karren um mindestens einen Fuß schmäler machen müssen (retrecir les charrettes communes d'un pied pour le moins. Gemeint ist vielleicht die Radspur, da die Räder normalerweise den breitesten Teil der Wägen bilden).

(144. In Ancona:) Ich gab 33 Pistolen für die Miete von acht Pferden nach Lucca aus, eine Entfernung, für die man etwa acht Tage braucht. Dafür muß der Vetturino (le vetturin, Fuhrmann) die Pferde füttern, und ich habe das Recht, im Falle ich vier oder fünf Tage mehr brauche, für diese Zeit nur den Unterhalt der Pferde und der Bedienung bezahlen zu müssen.

(213. In Rom:) Am selben Tag übergab ich einem Spediteur (conduttore) einen schön hergerichteten Holzkasten, um ihn nach Mailand zu schicken; zu diesem Wege brauchen die Maultiertreiber (mulattieri) gewöhnlich zwanzig Tage (pro Tag legen sie also 30 km zurück).

(214. Abreise von Rom:) Da ich die Pferde bis Lucca gemietet hatte, jedes für zwanzig Julier, bestritt der Vetturino die Ausgaben für die Pferde selbst.

III. PFERDE.
(62. In Rovereto:) Sonntag morgen mietete er (Montaige), begierig den Gardasee kennenzulernen, drei Pferde, für sich und die Herren C. und M., zu zwanzig Batzen das Stück; und der Herr von E. mietete zwei andere für sich und den Herrn du H. Diener und eigene Pferde ließen sie für diesen Tag im Gasthaus zurück.

(70. In Padua:) Es ist nicht Sitte, zu Pferde durch die Stadt zu reiten, noch Bediente hinter sich zu haben.

Mietpferde der Post: IV, (89).

(105) Worin sie (die Römer) uns vor allem übertreffen, das ist der Reichtum an sehr schönen Pferden.

(119. In Rom:) Am folgenden Tag besuchte der Papst die sieben Kirchen. ... Er führt stets ein spanisches Pferd, einen Zelter (une hacquenée), ein Maultier (un mulet) und eine Sänfte (une litiere) mit sich, die alle gleich prächtig sind.

(149. Bei Urbino:) Unsere Vetturini (Fuhrleute) nehmen den Pferden sofort beim Abzäumen auch den Sattel ab, in welchem Zustand sie auch sind, und lassen sie ohne Unterschied saufen.

(182. Von Lucca nach Florenz:) Wer durch Italien mit anderen als mit Wagenpferden (cavalli di vettura; zu erwarten wäre: cavalli di posta, wegen des anschließend erwähnten Pferdewechsels) reist, versteht sich nicht auf sein Interesse. Von Ort zu Ort damit zu wechseln, scheint mir bequemer, als sich den Händen eines Vetturino (der die Pferde nicht wechselt) für eine lange Reise anzuvertrauen.

(184. In Florenz:) Daneben schritten die Berberrosse (cavalli barberi), die nachher an dem Rennen teilnehmen sollten...sie waren klein und schön. (185) Der Preis der Berberrosse...war kein besonderes Vergnügen, denn man stand auf der Straße und sah nichts als die Pferde vorbeirasen.

(205/206. In der Toskana:) Das Gepäckpferd (cavallo della soma) legte sich an einer Furt in den Bach und verdarb alle meine Sachen, vor allem die Bücher, und es bedurfte Zeit, um sie zu trocknen. ...ein Zank zwischen unseren Leuten und den Vetturini aus Siena...ich erklärte, daß das Pferd, das sich ins Wasser gelegt hatte,...Schuld an unserer Verzögerung gewesen sei.

(214. Reise von Rom nach Lucca; in San Quirico:) Erstaunlich war die unendliche Anzahl von Menschen, die nach Rom gingen. Die Preise für die Wagenpferde (cavalli da vettura) nach Rom waren daher infolge des Mangels ganz maßlos, die von Rom zurück bekam man fast umsonst.

(217. Reise von Lucca nach Mailand; in Sarzana:) Den Prinzen Don Giovanni traf ich unterwegs: es war ein junger, sehr schöner Mann, den zwanzig Reiter begleiteten; sie trugen die schönsten Harnische, saßen aber auf Wagenpferden (cavalli da vettura), was in Italien selbst für Prinzen nicht unpassend ist.

(219. Auf der Poststraße zwischen Parma und Piacenza:) ...von Post zu Post wechselten wir die Pferde, und ich ritt etwa zwei Posten (ca. 24 km) im Galopp, um zu sehen, was ich meinen Nieren zutrauen konnte: ich empfand weder Schmerzen noch Müdigkeit. ... Da ich früh in Piacenza angekommen war, durchstreifte ich die Stadt drei Stunden lang von einem Ende bis zum anderen.

IV. POST.
(3) A Niort M. de Montaigne depescha M. de Mattecoulon en poste avec ledit escuyer... (schickte ihn auf der Post ab).

(30. In Markdorf:) ... et logeasmes à la poste qui y est assise pour le passage d'Italie en Allemaigne, pour l'Empereur (wohnten im Gasthaus zur Post).

(83. Von Florenz nach Castello, 5 km:) Nach Tisch nahmen die vier Herren und ein Führer die Post (prindrent la poste), um ein Lustschloß des Herzogs namens Castello zu besuchen.

(86. Von Florenz nach Siena, 65 km:) Der Weg war holprig und steinig. In einem einzigen langen Tag kamen wir sehr spät nach Siena, 32 Meilen oder 4 Poststationen davon (quatre postes): diese werden hier alle acht Meilen angelegt, seltener als gewöhnlich bei uns (in Frankreich).

(89. Viterbo - Rom:) Die Gasthäuser auf dieser Route gehören zu den besten, denn es ist die große, gewöhnliche Poststraße (le grand chemin ordinaire de le poste). Ein Pferd zu mieten kostet auf den Tag fünf Julier, und zwei Julier pro Post (pour poste; von Station zu Station). Wenn man Pferde für zwei oder drei Poststationen oder gleich für mehrere Tage will, kann man auch das bekommen, denn von Ort zu Ort nehmen sich die Wirte gegenseitig ihrer Pferde an. Wenn an einer Station eines ausfällt (? : voire [vraiment], si le vostre vous faut [faillit, manque]), sorgen sie für Ersatz im weiteren Verlauf der Reise. Wir sahen mit eigenen Augen, daß man in Siena einem Flamländer, der denselben Weg wie wir machte, aber unbekannt, fremd und ganz allein war, ein Mietpferd bis Rom anvertraute; man muß nur beim Aufbruch die Miete bezahlen - im übrigen ist das Pferd unserem guten Willen anheimgegeben, ob wir es da abliefern, wo wir versprochen haben.

(202. In Lucca:) Donnerstag, den 7. September...erhielt ich einen von Rom nachgeschickten Brief des Herrn du Taussin, der am 2. August in Bordeaux geschrieben war...

(216. Reise von Lucca nach Mailand; in Sarzana:) Wir mußten hier vier Julier bezahlen pro Pferd und Post (per una posta per cavallo).

(218. Reise von Lucca nach Mailand; in Fornovo, unweit von Parma:) Es machte mir Vergnügen, daß ich den Beutelschneidern in den Bergen glücklich entronnen war, die den Reisenden mit ihren Preisen für Essen und Pferde zu mieten (locare cavalli) bis aufs Blut quälen. ... Es besteht hierzulande eine außerordentliche Not an Wagenpferden (cavalli a vettura). Man ist völlig in der Hand von Leuten, die gegen den Fremden weder Treu noch Glauben üben. Andere zahlen zwei Julier pro Pferd und Post (per cavallo per posta), mir wurden drei, vier, fünf Julier für jede Post (per posta, an jeder Poststation) abgefordert, derart, daß um ein Pferd zu mieten an jedem Tag mehr als ein Scudo (= zehn Julier) draufging, zumal sie zwei Poststationen (due poste) rechneten, wo nur eine war. - Ich war hier nur zwei Poststationen von Parma entfernt... (Zwischen Fidenza und Piacenza:) ...auf einer wunderschönen, ebenen Straße (strada)...(219)...von Post zu Post wechselten wir die Pferde (mutando di posta in posta cavalli), und ich ritt etwa zwei Posten (ca. 24 km) im Galopp, um zu sehen, was ich meinen Nieren zutrauen konnte: ich empfand weder Schmerzen noch Müdigkeit. ... Da ich früh in Piacenza angekommen war, durchstreifte ich die Stadt drei Stunden lang von einem Ende bis zum anderen.

(221. In Pavia:) Hier bekommt man die Pferde für zwei Julier pro Poststation. Das beste Gasthaus (osteria) oder richtiger die beste Herberge (albergo), in der ich von Rom bis hierher logierte, ist die "Post" in Piacenza, vielleicht die beste in ganz Italien nach der in Verona. Die schlimmste auf meiner Reise war der "Falke" in Pavia.

(224) (Die Entfernungsangaben von Turin über den Mont Cenis bis S.Michel macht Montaigne in "Posten": S. Ambrogio, 2 poste. Susa, 2 poste. Novalesa, una posta. &c. - S. 229: Montluel - Lyon: deux postes, trois lieues.)

V. STRASSEN; ALPENPÄSSE.
(Poststraßen: bei IV. Post.)

(48/49. An Kesselberg und Walchensee:) ...par un chemin aisé et commode et amusément [agréablement] entretenu, le beau temps et serein nous y aidant fort.

(50. Steile Straße (chemin) von Seefeld hinab nach Zirl:) Die Breite ist noch etwas zu gering, um einen gewöhnlichen Karren (charrette) durchzulassen, was auch sonst in den Alpen oft vorkommt, so daß die Karrenführer (charretiers)...die Radspur eventuell um mindestens einen Fuß verringern müssen (sehr frei, jedoch sinngemäß übertragen: ...retrecir les charrettes communes d'un pied pour le moins).

(53. Von Innsbruck Richtung Brenner:) ....suivant le sentier des montaignes (Bergpfad)...montasmes une petite montaigne...par un chemin aisé (bequemer Weg).

(54. In Tirol:) Auf allen diesen Straßen (passages) herrscht äußerste Sicherheit, und sie werden außerordentlich stark von Kaufleuten, Fuhrmännern (voituriers) und Karrenführern (charretiers) benutzt.

(56. Die Eisackschlucht zwischen Atzwang und Bozen:) Auf der Weiterreise beengte uns der Weg ein wenig und die Felsen rückten uns so dicht auf den Leib, daß für uns und den Fluß kaum genug Platz war und wir in Gefahr gekommen wären, wenn nicht zwischen Fluß und Reisenden eine Schutzmauer aufgerichtet gewesen wäre, die stellenweise länger als eine deutsche Meile anhält. ... (57) Wir überschritten den Fluß auf einer Holzbrücke, deren es verschiedenen gibt...

(58. Im Etschtal vor Salurn:) Einige Male hindern Sümpfe den Weg, der im übrigen aber sehr bequem (très-aisé) ist und fast immer mitten durchs Tal führt und eben bleibt.

(66. Von Vicenza nach Padua:) Die Straße...war gleichmäßig breit und gerade; auf beiden Seiten begleiteten sie Gräben, bisweilen stieg sie ein wenig.

(73. Bei Monselice, südl. Padua: Kreuzung zweier Kanäle, darüber eine Straßenbrücke:) Auf dem Kanal folgen sich ununterbrochen die Schiffe und auf der obersten Brücke die Kutschen (coches): drei Verkehrswege (routes) lagen so einer über dem anderen.

(78. Über den Raticosa-Paß, 968 mH, zwischen Bologna und Florenz:) Wir reisten am nächsten Tag (in Loiano) in der Frühe weiter und blieben bis zum Abend auf einem Weg, der wahrhaftig der erste auf unserer Reise ist, der unbequem und wild genannt werden kann; überhaupt waren diese Berge der schwierigste Teil der ganzen Reise. Zur Nacht kamen wir nach Scarperia, 24 Meilen davon (genau: 42 km). ... Cette route est pleine de passans; car c'est le grand chemin et ordinaire à Rome.

(134. Von Rom über Foligno nach Loreto:) Unterwegs stößt man auf eine Inschrift, in der der Papst verkündet, daß er diese Straße hergestellt und fahrbar gemacht habe...In der Tat war diese Straße früher meistens in schlechtem Zustand, während sie heute sogar für Kutschen (coches) bis nach Loreto zugänglich ist. (135) Von hier aus (Terni) führte uns die Straße etwas tiefer in den Apennin hinein und wir sahen, daß ihr Bau in der Tat ein schönes, großes und edles Unternehmen war, das große Kosten verursacht hat, dafür aber nun jede Bequemlichkeit ermöglicht. Die Anwohner hatten sie bauen müssen; sie beklagten sich nicht so sehr hierüber als über den Umstand, daß ohne jede Entschädigung bebautes Land, Weinberge und ähnliches der Straße zum Opfer fielen (Fußnote 16: Rabelais in einem Brief von 1536: "Man hatte mehr als zweihundert Häuser und vier Kirchen abgerissen"). (136) Diese Straße ist...ganz gerade, als sei sie für die Post (Flake übersetzt: für ein Rennen) eingerichtet (comme une carriere faite à poste).

(214. Reise von Rom nach Lucca; in San Quirico:) Alle diese Straßen (die Via Cassia) waren gerade in diesem Jahre auf Anordnung des Großherzogs von Toskana fertig geworden: ein schönes Werk und für den öffentlichen Gebrauch von großem Nutzen. Gott belohne ihn dafür! Denn die schwierigsten Wege sind dadurch leicht und bequem, wie die Straßen der Stadt. Erstaunlich war die unendliche Anzahl von Menschen, die nach Rom gingen. Die Preise für die Wagenpferde (cavalli da vettura) nach Rom waren daher infolge des Mangels ganz maßlos, die von Rom zurück bekam man fast umsonst.

(227. Über den Mont-Cenis Pass:) Der Aufstieg ist...ohne Gefahr und Schwierigkeit ... Der Abstieg dauert eine Weile und ist gerade und steil. ... Es ist ein hübscher Scherz, der ganz gefahrlos ist.

VI. WASSERFAHRZEUGE; SCHIFFBRÜCKEN.
(20. Über die Reuß nach Baden:) Nous passasmes à un bac qui se conduit avec une poulie de fer attaché à une corde haute qui traverse la rivière... (Seilfähre).

(62. In Rovereto:) Hier brachten sie ihr Gepäck auf ein Floß, um es auf der Etsch nach Verona für einen Gulden schicken zu lassen.

(68. In Fusina:) Wir aßen hier zu Mittag und kamen, nachdem wir eine Gondel bestiegen hatten, zum Abendessen nach Venedig, fünf Meilen davon.

(74. Bei Rovigo:) Wir überschritten die Etsch auf einer Brücke, die auf zwei kleinen Schiffen ruhte, die jeweils 15 oder 20 Pferde tragen könnten; als Halt diente ein Seil, das mehr als 500 Schritt über das Wasser hinweggespannt war; um es in der Luft zu halten, sind mehrere kleine Schiffe verankert, die Gabeln tragen.

(125. In Rom:) Wenn Schiffe den Tiber aufwärts gebracht werden sollen, läßt man sie durch drei bis vier Paar Büffel schleppen (ils font tirer leurs bateaux à la corde... dt.: treideln).

(220. Bei Piacenza:) ...fuhren wir über den Po auf einem auf zwei Booten ruhenden Gerüst und in dessen Häuschen. Das Ganze wurde längs eines Strickes, der verschiedene Male an kleinen im Strom verankerten Booten befestigt war, hinübergeleitet (Seilfähre).

VII. SCHÖNHEIT DER NATUR.
(14. Vor Mülhausen:) ...trouvasmes une belle et grande pleine, ... de coteaux pleins de vignes, les plus belles et les mieux cultivées...

(15. Vor Basel:) ... nous suivismes un pais beau... garny de plusieurs beaux villages et hostelleries... Basle...belle ville...

(26. Am Rhein bei Schaffhausen:) ... suivismes ladite rivière par un très-beau plat pays...

(47. Zwischen Augsburg und Bruck:) Nous passasmes un très-beau pays et fertile de bled...

(49. Der Walchensee:) ...un très-beau lac...tout entourné de très-hautes et inaccessibles montaignes; et suivant tousjours cette route, au bas des monts, rencontrions parfois de petites pleines de prairies très-plaisantes... Seefeld, petit village et Abbaye...plaisante assiette... (in hübscher Lage).

(53. Dörfer an den Berghängen zwischen Innsbruck und dem Brenner:) ...la pluspart cultivées jusques à la cime, très-plaisantes à voir pour la diversité et varieté des sites (ein reizender und abwechslungsreicher Anblick). ... M. de Montaigne disoit s'agreer fort en ce detroit (in diesem engen Tal) pour la diversité des objets qui se presentoient, et n'y trouvions incommodité que de la plus espoisse et insupportable poussiere (dichter und unerträglicher Staub) que nous eussions jamais sentie, qui (54) nous accompaigna en cet entredeux des montaignes (in diesem Bergeinschnitt [der Brennerpaß]).

(88/89) ... durchquerten ein schönes, ebenes und fruchtbares Land, in dem Viterbo lag.

(133. Von Rom nach Loreto:) Nach Tisch brachen wir wieder auf, folgten einem hübsch von den Hügeln eingeschlossenem Tal...

(Auf dieser Reise preist Montaigne die Schönheit der Landschaft und der Lage von Städten besonders oft, so daß ich hier nicht weiter zitiere.)

VIII. FREUDE AM REISEN.
(55. In Brixen, über seine Alpenüberquerung:) Der Herr von Montaigne sagte: Sein ganzes Leben lang habe er dem Urteil anderer mißtraut, wenn die Rede auf die Annehmlichkeiten fremder Gegenden gekommen sei; denn jeder urteile nur nach dem Maßstab seiner eigenen Gewohnheit und versteht nicht über den Kirchturm seines Dorfes hinauszublicken: so habe er sich recht wenig nach den Anweisungen gerichtet, die er von den Reisenden erhalten habe. Aber hier wunderte er sich noch viel mehr über ihre Dummheit, da ihm gerade für diese Reise gesagt worden war, der Übergang über die Alpen sei hier überaus schwierig, die Landessitten seltsam, die Wege unzugänglich, die Unterkunftsverhältnisse barbarisch und das Klima unerträglich. ... vielmehr würde er, wenn er für seine achtjährige Tochter einen Spaziergang zu suchen hätte, (56) sie ebenso gern hier auf diesen Wegen wie in einer Allee seines Gartens sehen; und was die Gasthäuser anging, so fand er nie eine Gegend, in der sie so dicht gesäet und so schön waren, überhaupt habe er immer in schönen Städten logiert, wohlversehen mit Lebensmitteln und Wein, billiger als anderswo.

(62. In Rovereto:) Es ginge ihm (Montaigne) wie denen, die eine hübsche Novelle oder ein gutes Buch lesen und Angst haben, zu schnell ans Ende zu kommen; genau so habe er ein so großes Vergnügen am Reisen (si grand plaisir à voyager), daß er es hasse, den Ort des Ausruhens nahe zu wissen. Es sei schade, daß er nicht allein auf und davon gehen könne - dann würde er ganz seiner Neigung folgen.

IX. WEITERE BEOBACHTUNGEN.
(25. In Baden / Schweiz:) Es ist ein Unglück...daß es für einen Fremden unmöglich ist... (von den gewöhnlichen Leuten) die bemerkenswerten Angaben über jeden Ort zu erhalten: was man sie fragt, wissen sie nicht.

(65. In Verona:) Das Schönste was wir hier sahen, überhaupt das schönste Gebäude, das der Herr von Montaigne nach seiner eigenen Aussage in seinem Leben gesehen hatte, war die sogenannte Arena.

(126/127) Über die Annehmlichkeiten Roms sagte ich unter anderem, daß es die kosmopolitischste Stadt der Welt sei, wo Ausländertum und Unterschied der Nationen am wenigsten ins Gewicht falle. Es ist ja auch von Natur aus der Sammelplatz aller Völker und jeder ist hier wie zu Hause. ... In Venedig sieht man ebensoviel oder mehr Fremde (der Zufluß von Fremden nach Frankreich oder Deutschland oder einem anderen Land steht in keinem Vergleich dazu), aber angesessen und wohnhaft sind dort viel weniger Ausländer.

(206/207) Zur Nacht nach San Lorenzo (nördl. des Lago di Bolsena): abscheuliche Herbergen ... mußte wegen der Wanzen vollständig angezogen auf einem Tische schlafen: was mir nur in Florenz und an diesem Orte passiert ist.



Copyright by Pablo Günther, Hergensweiler. August 1999 - Juni 2002.

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